Wer zum ersten Mal eine Propangasflasche anschließen möchte, steht oft vor einem Rätsel: Die Mutter lässt sich nicht wie gewohnt im Uhrzeigersinn festziehen. Der Grund hierfür ist das Linksgewinde an Gasflaschen. Dieses scheinbar kleine Detail ist eines der wichtigsten Sicherheitsmerkmale im Umgang mit technischen Gasen. In diesem Artikel erklären wir, warum das so ist und worauf Sie achten müssen.
Warum gibt es das Linksgewinde?
Die Verwendung unterschiedlicher Gewindearten ist keine Schikane der Hersteller, sondern eine internationale Sicherheitsnorm. Das Hauptziel ist die Unverwechselbarkeit der Anschlüsse.
Im Umgang mit Gasen wird strikt zwischen zwei Kategorien unterschieden:
- Brennbare Gase: Hierzu zählen Propan, Butan, Wasserstoff und Acetylen. Diese Flaschen sind fast immer mit einem Linksgewinde ausgestattet.
- Nicht brennbare Gase: Hierzu gehören Sauerstoff, Stickstoff, Druckluft oder CO2. Diese nutzen das herkömmliche Rechtsgewinde.
Die Gefahr der Verwechslung
Stellen Sie sich vor, Sie könnten einen Sauerstoffschlauch versehentlich an eine Propangasflasche anschließen. Eine solche Mischung könnte bereits im Schlauch oder Druckminderer zu einer explosiven Reaktion führen. Das Linksgewinde an Gasflaschen fungiert hier als mechanische Sperre: Ein falscher Druckminderer passt physikalisch nicht auf das Ventil. Dies verhindert katastrophale Unfälle durch menschliches Versagen.
Wie erkennt man ein Linksgewinde?
Es gibt klare optische und haptische Merkmale, um die Gewinderichtung sofort zu identifizieren, selbst wenn man die Flaschenbeschriftung nicht liest.
- Die Kerbe im Sechskant: Das wichtigste Erkennungsmerkmal bei Überwurfmuttern (z.B. am Druckminderer) ist eine Rille oder Einkerbung mittig auf den Kanten des Sechskants. Finden Sie diese Markierung, handelt es sich zwingend um ein Linksgewinde.
- Drehrichtung: Merken Sie sich den Grundsatz: "So wie ich lauf, so geh ich auf". Das bedeutet, ein Rechtsgewinde wird rechtsherum (im Uhrzeigersinn) festgezogen. Das Linksgewinde an Gasflaschen wird hingegen gegen den Uhrzeigersinn festgeschraubt.
Wichtige Tipps für den Anschluss
Der Umgang mit Gasflaschen erfordert Sorgfalt. Beachten Sie folgende Punkte, um Leckagen und Beschädigungen zu vermeiden:
Kein Werkzeug mit Gewalt nutzen
Viele Gasanschlüsse, besonders bei kleineren Campingflaschen, sind so konzipiert, dass sie handfest angezogen werden können. Wenn Sie eine Rohrzange verwenden müssen, weil es "klemmt", versuchen Sie wahrscheinlich gerade, in die falsche Richtung zu drehen. Bei einem Linksgewinde führt der Versuch, es wie eine normale Schraube zu behandeln, zur Beschädigung des Gewindes am Flaschenventil.
Dichtheitsprüfung
Nachdem Sie den Anschluss (gegen den Uhrzeigersinn festgedreht) montiert haben, sollten Sie immer eine Dichtheitsprüfung durchführen. Nutzen Sie dafür Lecksuchspray oder Seifenwasser. Blasenbildung zeigt an, dass Gas austritt.
Besonderheiten bei Acetylen
Acetylenflaschen haben nicht nur ein Linksgewinde, sondern nutzen oft einen Bügelverschluss. Dennoch gilt auch hier bei Schraubverbindungen das Prinzip der Linksdrehung für den Anschluss, um eine Verwechslung mit Sauerstoff (der beim Schweißen oft daneben steht) unmöglich zu machen.
Experten-Hinweis: Verlassen Sie sich nie allein auf die Farbe der Gasflasche. Obwohl rot oft für brennbare Gase steht, ist das Linksgewinde der zuverlässigste Indikator für den Inhalt.
Zusammenfassend ist das Linksgewinde eine simple, aber geniale Erfindung der Sicherheitstechnik. Es zwingt den Anwender kurz innezuhalten und stellt sicher, dass brennbare Gase niemals versehentlich in Systeme für nicht brennbare Gase eingespeist werden.